Thomas-Forschung in der Region

In der Vergangenheit haben sich immer wieder Persönlichkeiten aus Kempen und Umgebung intensiv mit Thomas von Kempen, seinem Leben und vor allem seinen Schriften auseinandergesetzt, um sie zu sammeln, zu erforschen, neu herauszugeben oder zu übersetzen.
Die in Kempen ansässige bzw. von Kempen ausgehende Forschungstradition zu Thomas von Kempen soll im Thomas-Archiv nicht nur fortgesetzt, sondern auch dokumentiert werden.

 

Ludwig Freiherr von Büllingen, Kanoniker

 

1771 in Kempen auf Gut Raedt geboren, 1795 als Kapitular in die Abtei Cornelimünster bei Aachen eingetreten, nach deren Aufhebung 1802 als Privatgeistlicher in Köln; 1845 Feier des 50jährigen Priesterjubiläums. Gestorben in Köln am 26.6.1848.
Von Büllingen legte nach dem Tod des Kölner Gelehrten und Kunstsammlers Ferdinand Franz Wallraf (1748-1824) zusammen mit dem Stadtsekretär und -archivar Johann Peter Jakob Fuchs (1782-1857) ein Verzeichnis der Wallrafschen Handschriften an, die dieser testamentarisch der Stadt Köln übereignet hatte (521 Nummern). Er selbst besaß eine umfangreiche Sammlung von Ausgaben der Imitatio Christi (415 Titel), mit der er 1838 ähnlich wie Wallraf verfahren wollte: Er vermachte sie testamentarisch dem Wallrafschen Museum - „unter der Verbindlichkeit dafür vierhundert Messen lesen zu lassen“. Nach seinem Tod war die Sammlung zunächst allerdings zur Versteigerung vorgesehen (vgl. den Antiquariatskatalog von H. Lempertz sen., Köln o.J.), bevor der Rat der Stadt Köln beschloss, das Vermächtnis anzunehmen. Heute befindet sich die (fortlaufend ergänzte) Sammlung in der Universitäts- und Stadtbibliothek Köln (vgl. Die Ausgaben der Imitatio Christi in der Kölner Stadtbibliothek. Von Emil Fromm. Köln: DuMont-Schauberg 1886). Vom Freiherrn von Büllingen sind auch mehrere handschriftliche Geschichtsforschungen in der Sammlung Chroniken und Darstellungen des Historischen Archivs der Stadt Köln erhalten, darunter z.B. unter der Signatur Chron. und Darst. 103 D: Materialien zur Geschichte der Imitatio Christi.

Literatur: Hans Blum, Ludwig von Büllingen und seine Sammlungen. In: Im Schatten von St. Gereon. Festschrift Erich Kuphal. Köln 1960 (Veröffentlichungen des Kölnischen Geschichtsvereins 25), S. 1-12.

 

 

Peter Joseph Bister, Direktor des Gymnasium Thomaeum, Kempen

 

Geboren am 23.9.1773 in Kempen, Studium der Philologie, Theologie und Philosophie in Köln, Wien und Prag. Privatlehrer der Kinder des Generals Anton Ulrich von Mylius (1742-1812). 1802 Eintritt in den Schuldienst, 1806 bis 1844 als erster weltlicher Direktor Leiter des Collegium (später Gymnasium) Thomaeum. Gestorben am 12.7.1844 in Kempen.
Gründungsvater des Kempener ‚Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Thomas von Kempen’; legte 1842 anonym eine neue Übersetzung der Imitatio Christi vor: ‚Die vier Bücher von der Nachfolge Christi. Neu übersetzt von einem Mitgliede des Vereins zur Errichtung eines Denkmals für Thomas von Kempen. Zum Nutzen des Denkmals herausgegeben von dem Vereine.’ Kempen 1842 (Zweite Auflage 1849). Deren Verkaufserlös sollte der Errichtung des geplanten Thomas-Denkmals in seiner Heimatstadt zugute kommen.

Literatur: Jakob Hermes, Der Schulreformator Peter Josef Bister. In: ders., Das alte Kempen. Eine Stadt im Spiegel der Jahrhunderte, Krefeld 1982, S. 197-200.
 

 

Joseph Hubert Mooren, Pfarrer von Wachtendonk

 

Am 15.9.1797 in Roermond geboren, nach dem Tod seines Vaters 1801 in Kempen, der Heimat der Mutter lebend. Studium 1813-1817 in Köln (Collegium Academicum Coloniensis), nach 1817 sechs Jahre lang Hilfslehrer am Thomaeum (unter Direktor Bister). In dieser Zeit schrieb er unter dem Pseudonym H. ter Schollen eine kleine Abhandlung ‚Über die Entstehung der Stadt Kempen’ (Kempen 1822). Am 8.9.1823 Priesterweihe in Köln, 1824 Kaplan in Oedt, seit 1826 Pfarrer in Wachtendonk. Gründete 1851 (zusammen mit Friedrich Nettesheim, Michael Buyx und Constantin von Ruys) den ‚Historischen Lokalverein für Geldern und nächste Umgebung' und wurde Präsident des 1854 gegründeten ‚Historischen Vereins für den Niederrhein' (bis 1881). 1863 wurde er für seine Verdienste von der Universität Breslau zum Dr. theol. ernannt, 1876 von der Universität Bonn zum Dr. phil. 1868 wegen zunehmender Erblindung Übergabe des Wachtendonker Pfarramts an Kaplan Buschoff. Gestorben 1887.
Joseph Hubert Mooren, der gut mit dem Freiherrn von Büllingen bekannt war, betrieb nicht nur umfangreiche Urkundenforschungen zum Leben des Thomas von Kempen, die er 1855 in dem bis heute grundlegenden Buch ‚Nachrichten über Thomas a Kempis’ zusammenfasste (Krefeld 1855 /Arnheim 1855), sondern gab 1858 auch selbst eine lateinische Imitatio-Ausgabe heraus. In der ‚Sammlung Mooren’ des Stadtarchivs Krefeld befinden sich u.a. zwei Manuskripte Moorens, die Vorlage der ‚Nachrichten über Thomas a Kempis' sowie ‚Geschichtliches über die Geburtsstätte Thoma a Kempis’. Mooren besaß eine Thomas-Bibliothek, die geraume Zeit nach seinem Tod im Antiquariats-Katalog der Thomas-Druckerei und Buchhandlung zum Verkauf angeboten wurde (Katalog Nr. 1 des Antiquariates der Thomas-Druckerei und Buchhandlung GmbH Kempen [1910], S. 57-60, Nr. 818-881). Aus diesem Antiquariatskatalog ist z.B. Bisters Imitatio-Übersetzung ‚Die vier Bücher von der Nachfolgung Christi’. Kempen-Crefeld 1842 (mit Widmung an Pf. Mooren, unterzeichnet von Th. Herfeldt, Dr. Kauerz, Dir. Bister) ins Thomas-Archiv gelangt.

Literatur: Manfred Bach, Joseph Hubert Mooren. Mensch und Werk. Kevelaer 1969 (Veröffentlichung des Historischen Vereins für Geldern und Umgebung 67); Eduard Hegel, Von Joseph Hubert Mooren bis Max Braubach. Fünf Vorsitzende des Historischen Vereins für den Niederrhein und ihr Beitrag zur rhein. Geschichte. Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 182 (1979) S. 9-23; Karl-Heinz Tekath, Der Wachtendonker Pfarrer Joseph Hubert Mooren (1797-1887). Ein Autodidakt steht an der Wiege des „Historischen Vereins für den Niederrhein". Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein 207 (2004), S. 63-80.

 

 

Joseph Michael Pohl, Direktor des Gymnasium Thomaeum, Kempen

 

Geboren am 9.3.1835 in Billig bei Euskirchen; 1860 Promotion zum Dr.phil. in Münster; 1861 Candidat in Hedingen bei Sigmaringen, 1869 Rektor des Progymnasiums in Linz am Rhein, 1884 Direktor des Königlichen Gymnasiums in Münstereifel; 1889-1901 Direktor des Gymnasium Thomaeum in Kempen. Nach seiner Pensionierung Privatgelehrter in Bonn-Poppelsdorf. Gestorben am 9.3.1922 in Bonn.
Seit 1893 beschäftigte Pohl sich intensiv mit Thomas von Kempen, veröffentlichte zahlreiche Untersuchungen zur Überlieferung von Thomas’ Schriften und zur Autorschaft der Imitatio Christi und trug dazu bei, das Andenken an Thomas von Kempen in Kempen zu fördern. Sein Lebenswerk ist die bis heute maßgebliche kritische Ausgabe von Thomas’ Gesamtwerk in sieben Bänden (Freiburg: Herder 1902-1922). Pohls Thomas-Bibliothek wurde 1923 versteigert (vgl. De imitatione Christi. Thomas a Kempis. Gerson. Gersen. Katalog enthaltend die Bibliothek des Gymnasialdirektors Dr. Joseph Pohl, Bonn und andere Sammlungen. Leipzig, Karl W. Hiersemann 1923). Einige Titel (ca. 33), etliche mit handschriftlichen Notizen Pohls, sind ins Thomas-Archiv gelangt.

Literatur: Ulrike Bodemann, Der Thomas-Forscher Michael Joseph Pohl (1835-1922). In: dies./Nikolaus Staubach (Hg.), Aus dem Winkel in die Welt. Die Bücher des Thomas von Kempen und ihre Schicksale. [Vorträge des Kolloquiums Kempen 2002, veranstaltet vom Thomas-Archiv Kempen und vom Devotio moderna-Projekt Münster]. Frankfurt a.M. 2006, S. 277-287.
 

 

Heinrich Gleumes, Weihbischof in Münster

 

Am 6.2.1897 in Kempen-St. Hubert geboren, 12.12.1921 Priesterweihe; 30.11.1948 Bischofsweihe, bis zu seinem Tod 1951 Domkapitular und Weihbischof zu Münster und Titularbischof von Cissita. Gestorben am 26.8.1951 in Ibbenbüren.
Zur Priesterweihe widmete ihm am 15.12.1921 Josef Michael Pohl ein vollständiges Exemplar seiner Thomas-Ausgabe (einschließlich des noch „druckfrischen“ siebten Bandes). Gleumes beschäftigte sich viele Jahre lang mit den Einflüssen zisterziensischer Mystik auf Thomas; 1926 wurde er mit einer Arbeit zu Thomas von Kempen promoviert. Der Nachlass Heinrich Gleumes’ befindet sich im Stadtarchiv Kempen; 29 Bücher aus Gleumes' Besitz stehen als Depositum im Thomas-Archiv.

 

Literatur: Erhard Louven,Heinrich Gleumes (1897-1951) und sein Beitrag zur Erforschung der geistigen Grundlagen und der Wirkungsgeschichte des Thomas a Kempis. Heimatbuch Kreis Viersen Jg. 2020, Bd. 72, S. 49-71.

 

 

Franz Eulen, Oberstudiendirektor, päpstlicher Geheimkämmerer

 

Am 30.7.1887 in Kempen-St. Hubert geboren; am 10.6.1911 in Münster zum Priester geweiht. Gestorben am 2.9.1947 in Kempen.
Gab 1947 die Übersetzung der Imitatio Christi durch Johann Michael Sailer in neuer Bearbeitung heraus (Kempen: Thomas Verlag; 2. Auflage 1956). Diese Übersetzung wurde in Kempen mehrfach auf Initiative der Thomas-Stiftung Heinrich und Christine Kiefer nachgedruckt (zuletzt 2021 Selbstverlag).

 

 

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